Das Gstanzl ist eine bayerisch-österreichische Liedform, meist als epigrammartiger Spottgesang.
Red Bull veranstaltet regionale Gstanzl Battle (auf YouTube einzusehen), welche die Qualitäten eines Battle Rap annehmen.
Während diese achtzeilig ist, ist das typische Gstanzl ein einziger Vierzeiler, wobei sich die erste auf die zweite (Paarreim) oder auf die dritte Zeile (Kreuzreim) reimen kann.
Das Gstanzl steht vorwiegend im Drei-Viertel-Takt. Die Spottlieder bestehen aus Strophen von zweigliedrigen, zumeist acht elfsilbigen jambischen Versen. Aber auch der Anapäst findet seinen Ausdruck, durch die Silbenabfolge (kurz – kurz – lang) entsteht ein vorwärts drängender Charakter.
Viele alpenländische Lieder (Gstanzllieder) sind eigentlich aus Gstanzln zusammengestellt, die in einer festen Folge zusammengehören, oft wird jede Strophe statt mit dem Refrain mit einem Jodler abgeschlossen. Das ist eine der klassischen einfachen Liedformen.
Das Gstanzl ist im alpenländischen Musikraum sehr verbreitet und beliebt. Gstanzln werden vielfach in der jeweiligen Mundart gedichtet und vorgetragen. Gstanzln mit ihren unzähligen Melodien leben vor allem vom Vortrag in der entsprechenden Situation. Dabei ist das Gstanzlsingen eine typische Form gesellschaftlichen Beisammenseins und reicht vom privaten oder Wirtshaussingen bis hin zu Feiern und Publikumsveranstaltungen. Gstanzln werden sowohl im Freundeskreis oder bei Sängertreffen als auch beim Tanz gesungen.
Die Gstanzln handeln von heiteren und ernsten Vorgängen und Ereignissen, Gemütsstimmungen, Lebensanschauungen und Schwächen des Menschen. Das Gstanzl ist durchwegs humoristisch, oft neckend, ironisch bis sarkastisch, es kann derb und hart, oder gar tief bösartig, aber auch zart und innig sein.
Meist handelt es sich um gereimte und gesungene Improvisationen. Gute Gstanzlsänger können aus dem Stegreif stundenlang Gstanzln vortragen, ohne sich zu wiederholen. Insofern gleicht das Gstanzlsingen zahlreichen Regional- und Epochenformen des Stegreifreimens, wie sich das von der altnordischen Skaldendichtung bis zum modernen Hiphop reicht.
Besonders gelungene Improvisationen bilden dann, wie immer bei gelungenem Stegreifwitz, ein sich zunehmend verfestigendes Repertoire. Solche Gstanzln werden oft von Generation zu Generation respektive durch Zuhören bei guten Sängern mündlich weitergegeben und erleben je nach Region und Zeitraum verschiedenste Varianten: Sie bilden einen Basisschatz, der an die jeweilige Situation angepasst oder zu einem neuen Gstanzl umgearbeitet werden kann. Es werden aber auch immer wieder neue Gstanzeln erfunden, auch um aktuelle und auch politische Begebenheiten scherzhaft zu beschreiben.
Es gibt viele Gelegenheiten, bei denen Gstanzln entstehen. Sehr beliebt ist das Gstanzlsingen auf Bauernhochzeiten in Ober- und Niederbayern, wobei sich der Hochzeitslader über die Brautleute und die geladene Gesellschaft lustig macht.